Bild: Wärmeverbünde sind mit grossen Investitionskosten verbunden. Umso wichtiger ist es, dass sie möglichst rasch eine hohe Anschlussdichte aufweisen.
Heizen mit Holz im Wärmeverbund liegt im Trend. Im Kanton Bern sind schätzungsweise 250 bis 300 kleine und grosse Holzschnitzelheizungen in Betrieb, welche über ein Wärmenetz weitere Gebäude mit Wärme versorgen. Diese moderne Form des Heizens eröffnet grosse Chancen und bietet zahlreiche Vorteile. Voraussetzung dafür ist die Beachtung einiger wichtigen Punkte.
Warum Holz-Wärmeverbünde?
Erste Profiteurin von Holz-Wärmeverbünden ist die Luft. Denn dank des Wärmeverbundes lässt sich meistens eine Vielzahl alter Heizungen durch eine einzige moderne, mit Feinstaubfiltern ausgerüstete Holzschnitzelheizung ersetzen. Aber auch die Besitzer der angeschlossenen Liegenschaften erhalten einen vielfältigen Mehrwert. Erstens müssen sie sich in Zukunft überhaupt nicht mehr ums Heizen kümmern. Zweitens gewinnen sie Platz in ihrem Haus, und drittens werden ihre Energiekosten dank langfristiger Wärmelieferverträge berechenbar. Und vor allem erhalten sie Wärme aus einheimischem und CO2-neutralem Holz aus der Region. In Anbetracht der Tatsache, dass die Energieholzressourcen nicht unendlich sind, achten die Planer heute auch immer mehr darauf, Holz nur noch für die Deckung der Spitzenlasten mit hohen Vorlauftemperaturen einzusetzen. Während der Übergangszeit und zur Brauchwassererwärmung im Sommer kommen dagegen andere Energiequellen zum Einsatz. Damit gelangt das Holz vermehrt dort zur Anwendung, wo es seine grösste Stärke aufweist und wo sinnvolle Alternativen rar sind.
Anschlussdichte als A und O
Ein Wärmeverbund ist mit hohen Investitionen verbunden. Umso wichtiger ist deshalb eine hohe Anschlussdichte. Diese ist definiert als jährlich ins Wärmenetz abgegebene Nutzenergiemenge pro Laufmeter Grabenlänge des Netzes (MWh/m*Jahr). Bei Wärmenetzen in ungünstigem Gelände (Ortszentren, befestigter Grund, Pflästerungen) sollte die Anschlussdichte im Endausbau mindestens 2 MWh pro Laufmeter und Jahr betragen. Ist es hingegen möglich, die Fernleitungen in günstigem Gelände (Wiesen, unbefestigter Grund) zu verlegen, reichen kleinere Anschlussdichten. Eine hohe Anschlussdichte hat zwei grosse Vorteile: Erstens erlaubt sie, die hohen Investitions- bzw. Kapitalkosten auf viele Kilowattstunden Nutzenergie zu «überwälzen». Das führt zu tieferen Wärmegestehungskosten (Rp./kWh). Zweitens sinken mit zunehmender Anschlussdichte die prozentualen Verluste des Wärmenetzes und damit letztlich auch die spezifischen Brennstoffkosten. Bei einer Anschlussdichte von 2 MWh pro Laufmeter und Jahr liegen die Fernleitungsverluste in der Regel unter 10%. Wichtig ist auch, dass der Zielwert der Anschlussdichte möglichst rasch, am besten innerhalb von 3 bis 5 Jahren, erreicht wird, damit die wirtschaftliche Durststrecke der ungenügenden Auslastung nicht zu lange wird. Aus diesem Grund lautet eine weitere Empfehlung dahingehend, dass der Baubeginn eines Wärmenetzes erst dann erfolgen soll, wenn mindestens zwei Drittel der Anschlüsse des Endausbaus vertraglich zugesichert sind.
Weitere Erfolgsfaktoren
Ein weiterer Baustein für erfolgreiche Wärmenetze ist eine möglichst hohe Temperatur-differenz zwischen dem Vorlauf und dem Rücklauf (Delta T). Je höher das Delta T ist, umso mehr Leistung lässt sich durch die Leitungen transportieren. Eine Erhöhung der Temperaturdifferenz von 20 auf 30 Kelvin erlaubt es, bei gleichbleibendem Leistungsdurchmesser 50 Prozent mehr Leistung abzugeben und dadurch Leistungskosten einzusparen. Schliesslich sind es aber nicht nur technische Faktoren, welche zum Gelingen eines Wärmeverbundprojektes beitragen. Entscheidend sind auch die Wärmetarife und
-preise. Wer seine Liegenschaft an einen Wärmeverbund anschliesst und von dort Wärme bezieht, bezahlt dies in der Regel mit einer einmaligen Anschlussgebühr (Franken), einem jährlichen, verbrauchsunabhängigen Grundpreis (Franken pro Jahr) sowie einem Arbeitspreis (Franken pro Kilowattstunde). Leider sind diese Tarife und Preise bisweilen allzu starr festgelegt und erlauben keine Berücksichtigung von speziellen Bedürfnissen und Anliegen der interessiertem Liegenschaftsbesitzer. Dabei gibt es in jedem Wärmeverbund Kunden, welche lieber eine höhere einmalige Anschlussgebühr und einen tieferen Grundpreis bezahlen möchten (zum Beispiel Stockwerkeigentümer-Gemeinschaften mit Erneuerungsfonds), und andere Kunden, welche lieber eine tiefere Anschlussgebühr und dafür einen höheren Grundpreis bezahlen möchten. Oder es gibt Liegenschaftsbesitzer, die zwar gerne anschliessen möchten, deren bestehende Heizung aber ihre Lebensdauer noch nicht erreicht hat. Die Erfahrung zeigt, dass diejenigen Verbünde, welche mit flexiblen Tarifen solchen Kundenbedürfnissen flexibel begegnen können, erfolgreicher in der Akquisition sind.
Andreas Keel, Holzenergie Kanton Bern (Vortrag anlässlich der Mitgliederversammlung Holzenergie Kanton Bern am 31.03.2025)