An der Holzenergie Tagung Kanton Bern kam es zum grossen Treffen von Wirtschaft und Politik. Rege diskutiert wurde die Rolle der Raumplanung für die Energiewende – bei der die regionale und nachhaltige Holzenergie eine wichtige Rolle einnehmen muss. Zentral ist sie übrigens auch für die Löcher im Emmentaler, denn die Wärme von Holzenergie sorgt für das klassische Erkennungsmerkmal vom Emmentaler AOP in Affoltern.
Die Emmentaler Schaukäserei in Affoltern i. E. war Gastgeberin und zugleich Beispiel für eine regionale sowie nachhaltige Energielösung. Denn ohne Holz geht gar nichts in der Käserei, auch nicht die klassischen Löcher im Emmentaler. Diese entstehen nämlich während der Reifung im Gärkeller, welche dank der Holzheizung eine konstante Temperatur von 22-23°C sicherstellt. Es läuft jedoch nicht immer alles so rund bei der Planung und Umsetzung von Energieprojekten mit dem regionalen Rohstoff Holz. Die 100 Teilnehmenden haben sich zu den aktuellen Herausforderungen ausgetauscht.
Die Antwort auf die Schlüsselfrage der Veranstaltung, ob die Raumplanung eine Hürde der Energiewende ist, gab Regierungsrätin Evi Allemann. Zwar stelle die Raumplanung ein grosses Spannungsfeld dar, sie sei aber der Schlüssel und nicht die Hürde der Energiewende. Sie anerkannte die Komplexität von Planungsverfahren. Aber sie zeigte auch auf, welche Projekte auf kantonaler und nationaler Ebene alle laufen, um dem entgegenzuwirken.
Für die Holzenergie Kanton Bern ist eine ihrer Aussagen besonders gewichtig: Weil wir mit den Prozessen noch nicht da sind, wo wir sein möchten, müssen die Behörden ihren Spielraum ausnutzen. Die vorgetragenen Herausforderungen seitens der Teilnehmenden zeigen auf, dass das (noch) zu oft nicht der Fall ist. Der gesetzliche Spielraum wird nicht zugunsten der nachhaltigen Holzenergie genutzt. Und dies in Zeiten der aktuellen Klimadiskussionen.
Anschaulich dargelegt hat das Thomas Thierstein als Vertreter der Interessengemeinschaft Mammut Energie, die seit mehreren Jahren erfolglos einen Wärmeverbund in Gondiswil plant. Trotz Unterstützung von Bevölkerung und Gemeinde waren die bürokratischen Hürden bis heute zu hoch, um ein nachhaltiges Energieprojekt umzusetzen. Sein Fazit: «Die Wirtschaft tickt wohl zu schnell für die Behörden». Denn am Ende war der Zeitraum schlichtweg zu lange, mit Diskussionsrunden mit der Denkmalpflege, Anpassungen der Zone, der Notwendigkeit von Studien und Abklärungen etc. Wichtige Abnehmer sind abgesprungen, die Finanzierung wackelt und Lieferverzögerungen und Verteuerungen kommen nun noch erschwerend dazu. Alles Punkte, die bei einem kürzeren Planungszeitraum nicht aufgetreten wären.
Karin Oesch, Geschäftsführerin des Berner Bauernverbands riet eindringlich, genügend Planungs- und Vorbereitungszeit einzurechnen. Sie legte die bestehenden Einschränkungen, aber auch Fortschritte bei Bauvorhaben ausserhalb der Bauzone, in der Landwirtschaftszone, dar. Unter den Teilnehmenden waren viele Gemeindevertreterinnen und -vertreter, die besonders das Referat von Jürg Marti, Grossrat Kt. Bern und ehemaliger Gemeindepräsident von Steffisburg, verfolgten. Er zeigte auf, warum Ortsplanungsverfahren für die Energiewende zentral sind und was eine Gemeinde berücksichtigen muss, damit nachhaltige Lösungen wie die Holzenergie weniger Hürden zu meistern haben. Er appellierte an alle Anwesenden, sich bereits ab Start einer Ortsplanungsrevision einzubringen und nicht erst dann, wenn es um die Abstimmung geht.
Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, stellte jedoch klar: Wir können nicht die ganze Schweiz mit Holz heizen. Dass das Potential ausgeschöpft wird, war immer das Ziel und ist nun bald ein reales Szenario. «Die Bäume wachsen nicht in den Himmel», so Andreas Keel. Seit 2021 gibt es eine ausgeprägte Nachfrage. Daher gilt es vor jeder Projektierung in erster Linie verlässlich zu prüfen, ob der Rohstoff Holz regional und in ausreichender Menge verfügbar ist. Die gute Nachricht: Im Kanton Bern hat es noch ein grosses Energieholzpotential, also genügend Holz und Holzvorräte. Darauf weisen die vorliegenden Zahlen hin. Auch wenn die kommende Heizsaison einige Herausforderungen mit sich bringt, wird aller Voraussicht nach genügend Energieholz zur Verfügung stehen.
Für die Energiewende ist es zentral, dass Planungsverfahren vereinfacht werden, dass die Raumplanungsbehörde ihre Schlüsselrolle wirklich wahrnimmt, und dass die Fachstellen ihren vorhandenen Spielraum auch ausnutzen. Damit die Hürden für nachhaltige Energielösungen kleiner werden.
Hier gibt es die Medienmitteilung zum herunterladen
und die Präsentationen der Referenten finden Sie hier:
Karin Oesch
Jürg Marti
Thomas Thierstein
Regierungsrätin Evi Allemann
Andreas Keel